16.02.2008
Husch, husch, husch, die Eisenbahn, wer will mit nach Frankfurt fahren?

Die Jury hat entschieden, die Experten sind begeistert, die Frankfurter Bevölkerung freut sich... halt, der letzte Teilsatz stimmt nicht wirklich. Aber das hat ja glücklicherweise bei derartigen Anlässen noch nie gestört.

Der Siegerentwurf für den Neubau des Historischen Museums in Frankfurt am Main kommt vom Stuttgarter Büro Lederer Ragnarsdóttir Oei. Das langgestreckte Gebäude mit dem doppelten Satteldach lässt allerdings nicht jeden Betrachter sofort an ein Museum im altstädtischen Umfeld denken: Wie das folgende Foto verdeutlicht, verbindet so mancher den dargebotenen Anblick auch mit der Hoffnung, der Römerberg-Express möge ihn schon bald aus dem einfallslosen Lederer-Ragnarsdóttir-Oei-Lokschuppen in eine bessere Welt bringen, wo sich Architekten noch als Dialogpartner der Bevölkerung verstehen.

So sehr wir diesen frommen Wunsch auch teilen - leider existieren zahlreiche Beispiele dafür, dass sich die Architekten in anderen Städten gegenüber Wünschen aus den Reihen der Bürger ähnlich unzugänglich zeigen. Es gibt also keine Alternative, als in Ffm zu bleiben und dafür zu sorgen, dass mit dem Beton des zum Abriss freigegebenen alten Historischen Museums auch der Beton in so manchem Kopf am Ende weichen muss.

Fragen wir uns zunächst mal, was die Gegenseite an dem Entwurf gut findet: Irgendwie ist er "selbstbewusst", irgendwie auch "zurückhaltend", natürlich vor allem auch "modern" - insgesamt alles Begriffe, die bei weiterer Abnutzung gute Chancen auf das Unwort des Jahres 2008 haben könnten. An dieser Stelle verbietet sich allerdings jede weitere Diskussion, denn wie Herr von Mende (Vorsitzender BDA Frankfurt) im Verlauf einer kürzlich stattgefundenen Informationsveranstaltung mal wieder deutlich gemacht hat, darf man sich ohne Architekturstudium in derartigen Angelegenheiten ohnehin kein Urteil erlauben. Ich nehme dies nun zum Anlass für eine persönliche Mitteilung: Auf der Grundlage meines literaturwissenschaftlichen Studiums möchte ich, dem Beispiel des Herrn von Mende folgend, meinen lesebegeisterten Freundes- und Bekanntenkreis darum bitten, in Zukunft nicht mehr über die Qualität von Büchern zu diskutieren. Irgendwo muss der Anmaßung der Laien ja mal wirklich ein Ende gesetzt werden. Ausrufezeichen. 

 

 

Datenschutzerklärung
powered by Beepworld