09.10.2007
Neues (wirklich?) vom BDA

Wen es nach Erheiterung verlangt, der sei auf die Website des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Hessen verwiesen: http://www.bda-hessen.de. Die dortigen Pressemitteilungen eignen sich hervorragend für einen humorvollen Abend im Kreise der Familie.
In einer dieser Mitteilungen werden wir beispielsweise vom Landesvorsitzenden Michael Schumacher belehrt, die Schirn in Frankfurt am Main sei ein Gebäude, das sich „sensibel und intelligent in seine städtebauliche Situation“ integriere, ja diese sogar positiv präge. An dieser Stelle möchte ich mir den Satz zu eigen machen, den Schumacher als Überschrift für seine Pressemitteilung gewählt hat: „Es wird ja immer toller!“ Wer diesen endlos langen, alle Dimensionen sprengenden Gebäuderiegel in unmittelbarer Nachbarschaft zu Dom und Römerberg als sensiblen und positiven Beitrag zur dortigen städtebaulichen Situation bezeichnet, darf sich eigentlich nicht mehr darüber beschweren, dass man in weitere Planungen nicht mehr einbezogen wird. Schumacher tut es natürlich dennoch und vergleicht in einer anderen Pressemitteilung allen Ernstes den Beruf des Architekten mit dem des Mediziners; die Ratschläge solcher „Experten“ auszuschlagen, sei „mit zu großen Risiken und Nachteilen“ verbunden.
Nun, man wundert sich eigentlich über nichts mehr, wenn man dann auch noch liest, das Technische Rathaus in Frankfurt am Main sei „zur Zeit seiner Entstehung zu Recht als gute Architektur ausgezeichnet“ worden. Auch treibt die Rekonstruktionsfeindlichkeit des Herrn Vorsitzenden zuweilen sonderliche Stilblüten. Man lese selbst:

„[...] oder mit auf den Fassaden 'aufgeklebtem' Fachwerk und einem zeitgemäßen Haus dahinter. Letzteres wird dann aber, wie man am Beispiel der 'rekonstruierten' Häuser am Pariser Platz in Berlin höchst überzeugend nachvollziehen kann, wie eine billige Replik wirken, bei der einfach keine Stimmung aufkommt.“

Einem aufmerksamen Leser wird nicht entgehen, dass Herr Schumacher mit dieser Formulierung im Grunde die unsinnige Behauptung aufstellt, am Pariser Platz in Berlin stünden moderne Häuser mit aufgeklebtem Fachwerk...

Erinnert sei auch an den BDA-Workshop in Frankfurt am Main: In einer Pressemitteilung versucht Prof. DW Dreysse, jedwede Forderung nach Rekonstrukionen bzw. Kritik an den Workshop-Ergebnissen vorbeugend abzuwürgen, indem er einfach mal die verbandseigene Bastelstunde im Elfenbeinturm, pardon, im Technischen Rathaus zu einem demokratischen Prozess umdeutet. Zitat: „Der hier und da erneut wiederaufkeimende Vorschlag zu einer weiter reichenden Rekonstruktion ist für eine zukunftsweisende und realisierbare Konzeption nicht geeignet und würde den gerade durchgeführten demokratischen Klärungsprozess konterkarieren.“
Nun ist es aber für jeden Beobachter ersichtlich, dass die BDA-Show im Frankfurter TR so viel mit einem demokratischen Klärungsprozess zu tun hat wie Fußpilz mit Champignonsuppe. Es scheint, als ob einzelne Mitglieder des Verbandes für ihre dogmatische und irrationale Ablehnung von Rekonstruktionen die abenteuerlichsten Erklärungsmuster heranziehen – dazu gehört eben auch die Mär, die Bevölkerung wolle keine Rekonstruktionen, was man ja daran ersehen könne, dass ein angeblich demokratisch legitimierter BDA-Workshop als Ergebnisse keine Rekonstruktionen erbracht habe. 

"Bund Deutscher Altmodernisten"
 

 

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